Am Samstag, den 20.6.2015, wurde mit einem Infotisch auf dem Marktplatz in Deizisau die Kampagnenwoche des „Antifaschistischen Bündnisses Kreis Esslingen“ (ABKE) eröffnet.
„Viele DeizisauerInnen waren bereits über Flyer in ihren Briefkästen informiert worden und reagierten am Samstag überwiegend positiv auf die anstehende Aktionswoche und befürworteten das Engagement gegen Neonazis“, berichtet Sonja Brünzels, ein Mitglied des Antifaschistischen Bündnisses Kreis Esslingen.
Schon bei der Anreise einiger KundgebungsteilnehmerInnen fielen rechte Kreideschmierereien am Bahnhof und im Ortskern auf. Mit Mal- und Sprühkreide war u.a. „NS-Zone“, „Blut muss fließen“, „Anti-Antifa“ usw. auf den Boden geschrieben.
Nach Beendigung des Infotischs entschieden sich mehrere AntifaschistInnen Informationsflyer in die Briefkästen der umliegenden Häuser zu verteilen. Die Polizei folgte den AntifaschistInnen vom ersten Moment an und sorgte sowohl bei den Antifaschistinnen, als auch bei den AnwohnerInnen für große Empörung. Als sich die AntifaschistInnen dem Wohngebiet näherten, in dem mehrere Neonazis wohnen, verteilte die Polizei mündlich Platzverweise für ein nicht genau zugewiesenes Gebiet und sperrte die Zugangsstraße zu diesem. Als die AntifaschistInnen in die entgegengesetzte Richtung weiter Flyer verteilten, seien sie angeblich wieder in ein Gebiet gekommen, für welches die Platzverweise gegolten haben sollen. Daraufhin kesselte die Polizei ca. 15 AntifaschistInnen ein und nahm diese in Gewahrsam.
Die Polizei und der während des Kessels erschiene Bürgermeister, Thomas Matrohs, machten klar, dass sie antifaschistisches Engagement in Deizisau ablehnen und kriminalisieren. Die Stadt Deizisau verwehrte dem „Antifaschistischen Bündnis Kreis Esslingen“ monatelang einen geeigneten Raum für die Informationsveranstaltung am Donnerstag, weshalb letzen Endes nur die Möglichkeit bleibt, diese unter freiem Himmel auf dem Marktplatz abzuhalten.
In einem am 20.6.15 in der Esslinger Zeitung erschienenen Artikel äußerte sich der Bürgermeister, indem er das Naziproblem und rechte Aktivitäten im Ort verleugnete.
Dabei sind die Neonazis der „Freien Nationalisten Esslingen“ seit Ende 2013 im gesamten Landkreis Esslingen und vor allem in Deizisau aktiv. Wiederholt wurden alternative Jugendliche in Altbach und Deizisau bedroht, verfolgt und angegriffen. Zudem sprühten die Neonazis rechte Parolen, verklebten Aufkleber mit rechtem Inhalt und verteilten rassistische Flyer gegen Geflüchtete. Nicht zuletzt die Kreideschmierereien am heutigen Tag zeigen, dass die Neonazis nach wie vor in Deizisau aktiv sind.
Für das Bündnis steht fest: mit der antifaschistischen Aktionswoche sind wir in Deizisau genau richtig.
Die Behörden haben uns immer wieder signalisiert, dass sie von den rechten Aktivitäten nichts wissen wollen und antifaschistisches Engagement unerwünscht ist.
Anstatt Neonazis und AntifaschistInnen mit einem „Rechts gleich Links“-Muster gleichzustellen, erwarten wir eine Antwort auf die Frage, warum uns nach monatelanger Suche keine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden.
Sonja Brünzels meint dazu: „Genau solch ein Verhalten schafft ein Klima, in dem Neonazis ihr menschenverachtendes Gedankengut bestens verbreiten und in aller Ruhe aktiv sein können. Nachdem der Bürgermeister geäußert hat, dass es in seinem Ort keine rechten Aktivitäten gäbe, laden wir diesen herzlich zur Infoveranstaltung am 25.06.15 um 19.00 Uhr auf den Marktplatz ein, um sich entsprechende Informationen anzueignen.“